"Wohin du auch gehst, geh mit deinem ganzen Herzen."
Konfuzius
Wenn Schüler einen umarmen.
Wenn ich zu Nafisa sage: "Pass auf dich auf." Und sie antwortet: "Ich komm schon klar, passen Sie auf sich auf."
Wenn man sie alle zum Abschluss gebracht hat.
Wenn man an die Gespräche und die witzigsten Sprüche überhaupt denkt.
Wenn Abdul sagt: "Danke für Alles. Wenn die neuen Schüler nicht nett zu Ihnen sind. Sie haben ja meine Nummer!"
Wenn die Eltern einem sagen, wie dankbar sie sind.
Wenn Önder aufs Gymnasium kann.
Wenn
Wenn Geschenke kommen. Total durchdacht und vom Herzen.
Wenn Mandy sagt: "Viel Erfolg! Hoffentlich finden Sie eine nette Schule!"
Wenn Mirko sagt: "Ich werde Sie vermissen. Alles Gute."
Wenn Can total schüchtern da steht, zu Boden guckt und ganz leise fragt: "Wie verabschieden wir uns denn jetzt? Müssen wir?"
Wenn einem die Tränen kommen.
Wenn Isabel sagt: "Oh nein, weinen Sie nicht. Sie sind so süß."
Wenn man realisiert, was man da geschaffen hat.
Wenn aus den nervigsten, anstrengendsten und schwierigsten Schülern Menschen werden. Tolle Menschen.
Dann weiß man, dass jeder Kampf sich gelohnt hat.
Dann weiß man, dass man etwas richtig gemacht hat.
Ich werd' sowieso Rapper...
http://www.kiwi-verlag.de/buch/ich-werd-sowieso-rapper/978-3-462-04585-7/
Montag, 7. Juli 2014
Montag, 23. Juni 2014
"Nix."
"Wenn du Liebe hast, spielt es keine Rolle, ob du Kathedralen baust oder in der Küche Kartoffeln schälst."
Dante Alighieri
Parthena ist ein sehr aufgewecktes Mädchen, sie lacht viel. Sie gibt die ordentlichsten Aufgaben ab, gestaltet mit vielen Farben. Sie ist hilfsbereit, pünktlich, absolut zuverlässig und ein bisschen durchgeknallt. Positiv durchgeknallt. Eigentlich die perfekte Arbeitnehmerin. Nur nicht in den letzten Wochen. Da tut sich was, in Parthenas Kopf. Die Lustlosigkeit nimmt zu, die Hausaufgaben ab und Lächeln mag sie auch nicht wirklich.
Seit zwei Wochen führen wir immer dasselbe Gespräch.
"Parthi, was ist los?"
"Nix."
"Ist etwas passiert."
"Nein."
"Sicher?"
"Jaaa, wie oft wollen Sie mich das noch fragen?"
"Parthi, ich mache mir nur Sorgen um dich."
"Ja und?"
"Wenn es ein Problem gibt, dann versuche ich dir zu helfen."
"Es gibt kein Problem. Lassen Sie mich einfach."
Wie gesagt, seit zwei Wochen. Immer dasselbe und kein bisschen Erfolg. Bis heute.
Es klingelt. Alle Schüler stürmen raus. Nur Parthi nicht.
"Na?"
"Na?" antwortet sie lustlos.
"Frau Feynberg, können Sie nicht hier bleiben? Bei uns?"
"Ich würde gerne, dass wisst ihr ja. Aber es hat leider nicht geklappt..."
"Scheiße! So eine Scheiße!" ruft sie. Und ich erkenne ihr Temperament wieder.
"Parthi..."
"Ich bin so traurig, dass Sie gehen..."
Worte können allerhand beschreiben. Aber nicht das, was ich nach diesen Worten verspürt habe.
Dante Alighieri
Parthena ist ein sehr aufgewecktes Mädchen, sie lacht viel. Sie gibt die ordentlichsten Aufgaben ab, gestaltet mit vielen Farben. Sie ist hilfsbereit, pünktlich, absolut zuverlässig und ein bisschen durchgeknallt. Positiv durchgeknallt. Eigentlich die perfekte Arbeitnehmerin. Nur nicht in den letzten Wochen. Da tut sich was, in Parthenas Kopf. Die Lustlosigkeit nimmt zu, die Hausaufgaben ab und Lächeln mag sie auch nicht wirklich.
Seit zwei Wochen führen wir immer dasselbe Gespräch.
"Parthi, was ist los?"
"Nix."
"Ist etwas passiert."
"Nein."
"Sicher?"
"Jaaa, wie oft wollen Sie mich das noch fragen?"
"Parthi, ich mache mir nur Sorgen um dich."
"Ja und?"
"Wenn es ein Problem gibt, dann versuche ich dir zu helfen."
"Es gibt kein Problem. Lassen Sie mich einfach."
Wie gesagt, seit zwei Wochen. Immer dasselbe und kein bisschen Erfolg. Bis heute.
Es klingelt. Alle Schüler stürmen raus. Nur Parthi nicht.
"Na?"
"Na?" antwortet sie lustlos.
"Frau Feynberg, können Sie nicht hier bleiben? Bei uns?"
"Ich würde gerne, dass wisst ihr ja. Aber es hat leider nicht geklappt..."
"Scheiße! So eine Scheiße!" ruft sie. Und ich erkenne ihr Temperament wieder.
"Parthi..."
"Ich bin so traurig, dass Sie gehen..."
Worte können allerhand beschreiben. Aber nicht das, was ich nach diesen Worten verspürt habe.
Dienstag, 17. Juni 2014
Heute ohne Zitat.
Menschen sind gemein. Und unpädagogisch. Muss man mehr Glück als Verstand im Leben haben? Beziehungen? Gutes Aussehen? Was muss man haben, um eine Chance zu bekommen? Braucht man nur Beziehungen? Ist es alles nur Zufall?
Bewerbungen schreiben macht keinen Spaß. Stundenlang. Wort für Wort. Komma für Komma. Das Wort an die Stelle oder lieber doch an den Anfang? Ein Bildchen? Welche Schrift? Etwas fett gedruckt oder doch lieber kursiv? Irgendwann sieht man nur noch Buchstaben, nur noch Satzzeichen. Irgendwann zweifelt man an der Schärfe der Brille und am eigenen Versand. Aber man schärft seinen Blick ein weiteres Mal, strengt die Gehirnzellen an. Vielleicht klappt es ja diesmal. Die Zeit rennt. Das Jobcenter naht. Jobcenter? Ich? Niemals! Diesmal muss es klappen. Die Stelle war wie für mich gemacht. Bewerbungsfrist schon längst vorbei. Da stimmt doch was nicht. Was sage ich gleich am Telefon, welche Worte sollte ich wählen? Ich lege mir Sätze zurecht und spreche doch andere aus. Mein Herz hämmert.
Wie heißen Sie? Hmm.. sagt mir jetzt nichts, der Name, müsste ich nachgucken. Aber eigentlich sind wir schon gut besetzt für das nächste Schuljahr. Und der Bewerbungsprozess ist auch schon durch. Komisch, sage ich, es hat sich doch keiner bei mir gemeldet, ich habe doch alle Voraussetzungen für die Stelle erfüllt, aber mich hat keiner angerufen. Nur nicht verzweifelt klingen, Lea! Oder doch? Gibt es ein Richtig oder Falsch?
Aber ja... hmm... ich melde mich bei Ihnen, sagt sie. Sehr freundlich.
Ich fühle mich wie der letzte ungelernte Bauarbeiter und spüre die salzigen Tränen auf meinem Gesicht.
Gleichzeitig fühle ich mich menschlich. Jedem Schüler eine Chance geben, jeden gleichwertig behandeln. So muss es sein, denke ich und bin mir sicher, dass es mir bisher ganz gut gelungen ist. Und schwöre mir, dass ich nie mit Schülern so umgehen werde, wie man gerade mit mir umgeht.
Eine E-Mail. Eine weitere Absage. Sehr interessante Bewerbung, die ich da geschrieben habe, steht da. Vielleicht sieht man sich ja eines Tages im Berufsleben und arbeitet miteinander. Nur nicht diesmal. Die Tränen nehmen kein Ende.
Freitag, 6. Juni 2014
Ist ein Dutt typisch Lehrer?
"Wenn es nur eine Wahrheit gäbe, könnte man nicht hundert Bilder über dasselbe Thema malen."
Pablo Picasso
Mrs. Smith und ich sitzen im Café. Nach unserem Arbeitstag. Absolut verdient.
Neben uns sitzt ein Mann. Und eine Frau. Sie unterhalten sich ziemlich angeregt. Das Thema muss äußerst spannend sein. Und weil wir heute schon so viel geredet haben, Mrs. Smith und ich, hören wir gerne zu. Sehr unauffällig natürlich. Das allerdings, nachdem wir die beiden Gestalten möglichst genau beobachtet haben.
Er ist so um die 50. Ganz strenger Blick, keine Mimik. Braune Cordhose, blauer V-Ausschnitt-Pulli, braune Wildlederschuhe. Und jetzt kommt es: gelbe Socken. Ah ja und eine Hornbrille, eine ziemlich moderne. Insgesamt ist der Typ ziemlich modern. Aber auch irgendwie abstrakt mit seinen farbenfrohen Socken. Sieht bisschen Picasso ähnlich. Nein, eher seinen Bildern. So eckig-abstrakt. Sein Gesicht hat nichts Weiches. Nichts. Die Frau neben ihm ist genau das Gegenteil. Aber auch um die 50. So stinknormal. Die Sekräterin von nebenan. Oder auch Postbeamtin. Im Kostümchen und mit Schirmchen. Auch sie lächelt kaum. Wie die beiden wohl zueinander gefunden haben... Interessant. Wir hören also zu.
"Lehrer. Die sind alle so typisch. Lehrer. Alle gleich."
Ich gucke an mir runter. Rosa Nikes, langer Rock, pinke Fingernägel, zwei Zöpfe, ein blauer und ein grüner Haargummi. Daneben Mrs. Smith. Absatzpumps. Schwarze Hose. Offene Haare. Bunter Nagellack. Zwanzig Jahre zwischen uns. Ich mit Brille, sie ohne. Sind wir beide so typisch? Typisch Lehrer? Weder sie noch ich haben einen Dutt. Ist ein Dutt typisch Lehrer?
Die gelbe Socke fährt fort: "Mit Lehrern würde ich gar nicht klar kommen, die sind so anstrengend. Die haben immer Recht! Versuch mal mit denen zu diskutieren. Geht G.A.R. N.I.C.H.T."
Schirmchen nickt. Und hört aufmerksam zu. Oder tut so als ob.
"An Lehrer würde ich N.I.E.M.A.L.S vermieten. N.I.E.M.A.L.S. Die hocken doch sowieso den halben Tag zu Hause und suchen nach Fehlern in der Wohnung."
Das ist ja spannender als wir gedacht hatten! Ob wir immer Recht haben, ob wir immer alles besser wissen. Den halben Tag zu Hause sitzen, trifft schon mal nicht zu. Was sind denn das für altbackene Vorurteile?! Ich hätte mich vorstellen sollen: "Hallo, Herr gelbe Socke, wir spielen jetzt ein Spiel. Erraten Sie doch meinen Beruf." Wird bestimmt ganz einfach, der Herr erkennt sicherlicher jeden Lehrer auf diesem Planeten S.O.F.O.R.T.
Wir hören noch ein Weile zu und überlegen dann, ob wir gleich im Café oder erst zu Hause kotzen möchten. Wir entscheiden uns für die vertrauten vier Wände. Da kotzt es sich irgendwie angenehmer. Und bewegen uns wieder Richtung Schule.
Im Lehrerzimmer wird die gelbe Socke bestätigt. "Klar", sagen die Kollegen, "Lehrer sind gaaaanz unbeliebte Mieter. Sogar noch vor Juristen. Wusstest du das nicht?" Nein, noch nie gehört.
Am Abend sagt mein Mann: "Wegen dir kriegen wir also keine Wohnung in Hamburg?" Wenigstens grinst er dabei. Eine gewisse Mimik im Gesicht wirkt wirklich sehr beruhigend auf mich.
Pablo Picasso
Mrs. Smith und ich sitzen im Café. Nach unserem Arbeitstag. Absolut verdient.
Neben uns sitzt ein Mann. Und eine Frau. Sie unterhalten sich ziemlich angeregt. Das Thema muss äußerst spannend sein. Und weil wir heute schon so viel geredet haben, Mrs. Smith und ich, hören wir gerne zu. Sehr unauffällig natürlich. Das allerdings, nachdem wir die beiden Gestalten möglichst genau beobachtet haben.
Er ist so um die 50. Ganz strenger Blick, keine Mimik. Braune Cordhose, blauer V-Ausschnitt-Pulli, braune Wildlederschuhe. Und jetzt kommt es: gelbe Socken. Ah ja und eine Hornbrille, eine ziemlich moderne. Insgesamt ist der Typ ziemlich modern. Aber auch irgendwie abstrakt mit seinen farbenfrohen Socken. Sieht bisschen Picasso ähnlich. Nein, eher seinen Bildern. So eckig-abstrakt. Sein Gesicht hat nichts Weiches. Nichts. Die Frau neben ihm ist genau das Gegenteil. Aber auch um die 50. So stinknormal. Die Sekräterin von nebenan. Oder auch Postbeamtin. Im Kostümchen und mit Schirmchen. Auch sie lächelt kaum. Wie die beiden wohl zueinander gefunden haben... Interessant. Wir hören also zu.
"Lehrer. Die sind alle so typisch. Lehrer. Alle gleich."
Ich gucke an mir runter. Rosa Nikes, langer Rock, pinke Fingernägel, zwei Zöpfe, ein blauer und ein grüner Haargummi. Daneben Mrs. Smith. Absatzpumps. Schwarze Hose. Offene Haare. Bunter Nagellack. Zwanzig Jahre zwischen uns. Ich mit Brille, sie ohne. Sind wir beide so typisch? Typisch Lehrer? Weder sie noch ich haben einen Dutt. Ist ein Dutt typisch Lehrer?
Die gelbe Socke fährt fort: "Mit Lehrern würde ich gar nicht klar kommen, die sind so anstrengend. Die haben immer Recht! Versuch mal mit denen zu diskutieren. Geht G.A.R. N.I.C.H.T."
Schirmchen nickt. Und hört aufmerksam zu. Oder tut so als ob.
"An Lehrer würde ich N.I.E.M.A.L.S vermieten. N.I.E.M.A.L.S. Die hocken doch sowieso den halben Tag zu Hause und suchen nach Fehlern in der Wohnung."
Das ist ja spannender als wir gedacht hatten! Ob wir immer Recht haben, ob wir immer alles besser wissen. Den halben Tag zu Hause sitzen, trifft schon mal nicht zu. Was sind denn das für altbackene Vorurteile?! Ich hätte mich vorstellen sollen: "Hallo, Herr gelbe Socke, wir spielen jetzt ein Spiel. Erraten Sie doch meinen Beruf." Wird bestimmt ganz einfach, der Herr erkennt sicherlicher jeden Lehrer auf diesem Planeten S.O.F.O.R.T.
Wir hören noch ein Weile zu und überlegen dann, ob wir gleich im Café oder erst zu Hause kotzen möchten. Wir entscheiden uns für die vertrauten vier Wände. Da kotzt es sich irgendwie angenehmer. Und bewegen uns wieder Richtung Schule.
Im Lehrerzimmer wird die gelbe Socke bestätigt. "Klar", sagen die Kollegen, "Lehrer sind gaaaanz unbeliebte Mieter. Sogar noch vor Juristen. Wusstest du das nicht?" Nein, noch nie gehört.
Am Abend sagt mein Mann: "Wegen dir kriegen wir also keine Wohnung in Hamburg?" Wenigstens grinst er dabei. Eine gewisse Mimik im Gesicht wirkt wirklich sehr beruhigend auf mich.
Samstag, 31. Mai 2014
Hätten Sie doch Physik und Musik studiert!
"Die Wertschätzung von Köln für den Dom zeigt sich daran, dass sie ihn mit etwas weniger bezuschusst, als der Karnevalszug erhält."
Bernhard Heinrichs
Es ist noch früh, aber ich kann nicht schlafen. Zu viel ist gerade los. In meinem Kopf und in meinem Leben. Jetzt ist es endlich soweit, ich muss schreiben. Ich muss Dinge loswerden, die nicht gehen. Dinge, die soweit vom Pädagogischen entfernt sind, wie Canberra von Berlin. Jedoch Dinge, die sich mitten in der Pädagogik abspielen.
Ich gehe weg aus Berlin. Nicht freiwillig, aber doch gerne. "Wie soll ich Sie bloß ersetzen?" fragte mein Schulleiter. "Sie können doch nicht gehen! Wieso machen Sie so? Ich besorge Ihre Mann Arbeit in Berlin!" sagten die Schüler.
In Berlin gab es für meinen Mann keinen Job und für mich gab es keine Möglichkeit, in seinem Heimatbundesland zu arbeiten. Es warum zum Verzweifeln. Für Ehepartner in einer Stadt zusammenziehen, das ist noch schwieriger, als "Ja" zu sagen. So viele Hürden. Wir suchten eine dritte Stadt, in der wir beide eine Arbeit finden könnten.
Es geht nach Hamburg. Eine Großstadt. Mit vielen problematischen Schülern. Mit Bedarf für Lehrer. Dachte ich.
"Ich habe einen Job." verkündete mein Mann freudestrahlend. Es war am Telefon, trotzdem konnte ich die Freude und das Strahlen durch den Hörer fühlen. Endlich, dachte ich. Endlich werden wir jeden Tag nebeneinander aufwachen. Nicht nur am Wochenende. Ohne hunderten von Kilometern zwischen uns. Hamburg, dachte ich, das ist eine Stadt, in der ich auf jeden Fall einen Job finden werde. "Schatz, ich unterschreibe dann? Du bist sicher, dass du einen Job in Hamburg finden wirst?"
"Klar," sagte ich. Kurze Antwort aus voller Überzeugung. Ich dachte, ich bin eine gute Lehrerin, ich liebe und lebe meinen Job. Ich bin engagiert, immer mit dem Herzen dabei, jung, habe viele tolle Ideen. Ich arbeite mich in fremde Fächer ein, ich habe einen gewissen Anspruch an meinen Unterricht und an die pädagogische Arbeit, die in unserem Alltag fast wichtiger ist als Synapsen, Kriege und Kurvendiskussionen. Ich arbeite gerne mit schwierigen Jugendlichen, ich kann etwas bewegen. Ich dachte, wenn man mit problematischen Jungen und Mädchen arbeitet, dann ist es egal, welche Fächer man vorweisen kann.
Ich dachte eindeutig zu viel, ich habe nämlich einen Fehler gemacht. Ich habe nach meinem Interesse, nicht nach den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes studiert. Kein Hauptfach, Fächer, die jeder unterrichten kann.
Die Jobsuche, die ist hart und unmenschlich. Arrogante Schulleiter, die mir sagen: "Hätten Sie doch Physik und Musik studiert!" Oder: "Tja, wird schwierig, mit Ihren Fächern in den Dienst zu kommen. Wenn Sie dann drin sind, dann ist es vollkommen egal, welche Fächer Sie unterrichten." Ah so, na dann. Oder aber: "Wir wissen, dass wir eine gute Schule sind, wir brauchen keine Lehrer mit solch einer Fächerkombinaton!" Ja, aber braucht eine gute Schule nicht auch gute Lehrer? Keine Chance. Kein Vorstellungsgespräch. Nur Absagen. Standartabsagen. Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht... blabla... viele qualifizerte Bewerbungen... blabla... das Übliche. Verdammt, will ich schreien, machen Sie sich doch ein Bild von mir! Laden Sie mich doch wenigstens zum Gespräch ein! Dann können Sie immer noch absagen. Nein. Kein Gespräch. Ich fühle mich wie ein Mensch zweiter Klasse. Unfair ist es. Ein Mathe- und Physiklehrer kann der schlechteste Pädagoge dieser Welt sein. Das interessiert keinen. Er wird sofort angestellt, Schulen werden sich um ihn streiten. Schließlich hat er zwei Bedarfsfächer studiert. Schließlich ist er ein vollwertiger Mensch.
Wen es hier interessiert, wie es meinen Schülern geht, es geht ihnen gut. Jeder von ihnen macht dieses Jahr seinen Abschluss. Jeder hat es geschafft. Manche nur den Hauptschulabschluss, manche auch den Realschulabschluss. Viele haben einen Ausbildungsvertrag. Auch ist jemand dabei, der auf die gymnasiale Oberstufe wechselt und das Abitur macht. Alles Schüler, an die vorher kein Mensch geglaubt hat. Ich schon. Vielleicht glaubt auch jemand in naher Zukunft an mich. Schön wäre es.
Bernhard Heinrichs
Es ist noch früh, aber ich kann nicht schlafen. Zu viel ist gerade los. In meinem Kopf und in meinem Leben. Jetzt ist es endlich soweit, ich muss schreiben. Ich muss Dinge loswerden, die nicht gehen. Dinge, die soweit vom Pädagogischen entfernt sind, wie Canberra von Berlin. Jedoch Dinge, die sich mitten in der Pädagogik abspielen.
Ich gehe weg aus Berlin. Nicht freiwillig, aber doch gerne. "Wie soll ich Sie bloß ersetzen?" fragte mein Schulleiter. "Sie können doch nicht gehen! Wieso machen Sie so? Ich besorge Ihre Mann Arbeit in Berlin!" sagten die Schüler.
In Berlin gab es für meinen Mann keinen Job und für mich gab es keine Möglichkeit, in seinem Heimatbundesland zu arbeiten. Es warum zum Verzweifeln. Für Ehepartner in einer Stadt zusammenziehen, das ist noch schwieriger, als "Ja" zu sagen. So viele Hürden. Wir suchten eine dritte Stadt, in der wir beide eine Arbeit finden könnten.
Es geht nach Hamburg. Eine Großstadt. Mit vielen problematischen Schülern. Mit Bedarf für Lehrer. Dachte ich.
"Ich habe einen Job." verkündete mein Mann freudestrahlend. Es war am Telefon, trotzdem konnte ich die Freude und das Strahlen durch den Hörer fühlen. Endlich, dachte ich. Endlich werden wir jeden Tag nebeneinander aufwachen. Nicht nur am Wochenende. Ohne hunderten von Kilometern zwischen uns. Hamburg, dachte ich, das ist eine Stadt, in der ich auf jeden Fall einen Job finden werde. "Schatz, ich unterschreibe dann? Du bist sicher, dass du einen Job in Hamburg finden wirst?"
"Klar," sagte ich. Kurze Antwort aus voller Überzeugung. Ich dachte, ich bin eine gute Lehrerin, ich liebe und lebe meinen Job. Ich bin engagiert, immer mit dem Herzen dabei, jung, habe viele tolle Ideen. Ich arbeite mich in fremde Fächer ein, ich habe einen gewissen Anspruch an meinen Unterricht und an die pädagogische Arbeit, die in unserem Alltag fast wichtiger ist als Synapsen, Kriege und Kurvendiskussionen. Ich arbeite gerne mit schwierigen Jugendlichen, ich kann etwas bewegen. Ich dachte, wenn man mit problematischen Jungen und Mädchen arbeitet, dann ist es egal, welche Fächer man vorweisen kann.
Ich dachte eindeutig zu viel, ich habe nämlich einen Fehler gemacht. Ich habe nach meinem Interesse, nicht nach den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes studiert. Kein Hauptfach, Fächer, die jeder unterrichten kann.
Die Jobsuche, die ist hart und unmenschlich. Arrogante Schulleiter, die mir sagen: "Hätten Sie doch Physik und Musik studiert!" Oder: "Tja, wird schwierig, mit Ihren Fächern in den Dienst zu kommen. Wenn Sie dann drin sind, dann ist es vollkommen egal, welche Fächer Sie unterrichten." Ah so, na dann. Oder aber: "Wir wissen, dass wir eine gute Schule sind, wir brauchen keine Lehrer mit solch einer Fächerkombinaton!" Ja, aber braucht eine gute Schule nicht auch gute Lehrer? Keine Chance. Kein Vorstellungsgespräch. Nur Absagen. Standartabsagen. Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht... blabla... viele qualifizerte Bewerbungen... blabla... das Übliche. Verdammt, will ich schreien, machen Sie sich doch ein Bild von mir! Laden Sie mich doch wenigstens zum Gespräch ein! Dann können Sie immer noch absagen. Nein. Kein Gespräch. Ich fühle mich wie ein Mensch zweiter Klasse. Unfair ist es. Ein Mathe- und Physiklehrer kann der schlechteste Pädagoge dieser Welt sein. Das interessiert keinen. Er wird sofort angestellt, Schulen werden sich um ihn streiten. Schließlich hat er zwei Bedarfsfächer studiert. Schließlich ist er ein vollwertiger Mensch.
Wen es hier interessiert, wie es meinen Schülern geht, es geht ihnen gut. Jeder von ihnen macht dieses Jahr seinen Abschluss. Jeder hat es geschafft. Manche nur den Hauptschulabschluss, manche auch den Realschulabschluss. Viele haben einen Ausbildungsvertrag. Auch ist jemand dabei, der auf die gymnasiale Oberstufe wechselt und das Abitur macht. Alles Schüler, an die vorher kein Mensch geglaubt hat. Ich schon. Vielleicht glaubt auch jemand in naher Zukunft an mich. Schön wäre es.
Montag, 24. März 2014
Schöne Signalfarben bitte
"Es sieht ein Ei dem anderen gleich."
Sprichwort
Zwillinge in eine Klasse zu stecken, ist so so so gemein. Besonders wenn es absolut eineiige Zwillinge sind. Aber sowas von eineiig, eineiiger geht's gar nicht. Für den Lehrer ist es gemein. Das sind ja trotz äußerlicher Gleichheit zwei komplett verschiedene Menschen, die man auch unterschiedlich bewerten sollte. Es sei denn, ihre Leistungen sind gleich. Aber das sind sie selten.
Milan und Damian unterscheiden sich auch in ihren Leistungen. Ansonsten unterscheiden sie sich nicht großartig. Sie sehen gleich, gleicher, am gleichesten aus. Alles ist gleich. Frisuren, Klamotten, Gang, Statur und sogar ihre Federmäppchen. Können die Eltern ihnen nicht wenigstens verschiedene Stifte kaufen? Den einen Füller in neongelb und den anderen in pink. Schöne Signalfarben bitte, damit ich die auch aus entfernter Ferne erkennen kann. Es ist gemein! Besonders wenn man die Klasse nur eine Stunde die Woche unterrichtet und die beiden viel zu selten zu Gesicht bekommt, um sich auch nur einen einzigen winzigen Unterschied zu merken, den man zur Erkennung benutzen könnte.
"Guuuten Morgen, Frau Feynberg!"
"Guten Morgen .. ähm .."
"Na, wie heiß ich?"Auch bei absoluter Ahnungslosigkeit muss man total sicher wirken. Also antworte ich absolut selbstsicher: "Damian, natürlich."
"Maaaan, Frau Feynberg, Sie kennen mich schon sooo lange. Ich bin Milan." Mist.
"Guten Morgen, Milan."
"Nein man, Spaaß. Damian war richtig."
"Siehst du, sage ich es doch! Natürlich kann ich euch unterscheiden." Wenn ich denn richtig geraten habe, füge ich in Gedanken hinzu.
"Aaaallee Frau Feynberg, wieso können Sie das nicht? Die sind so krass verschieden, das ist voll unter der Würde, Fau Feynberg!"ermahnt mich Önder.
"Ey Önder, du Spasst, hörst du mit dem Arsch zu? Frau Feynberg kann die doch unterscheiden!" ergrefit Nafisa die Partei für mich.
Ich konnte die beiden auch mal unterscheiden. Milan hatte nämlich eine Zahnspange. Und Damian nicht. Bis zu diesem einen Tag, als ich in die Klasse reinkam und zuerst zu Milan und dann zu Damian blickte. Und dann von Damian zu Milan. Und wieder von Milan zu Damian. Und so ungefähr zwanzigmal. Irgendwas war anders. Die Zwillinge standen grinsend vor mir. Damian schrie: "Üüüberraschuuung, Frau Feynberg. Ich hab jetzt auch eine Zahnspange. Jetzt haben Sie ein Problem, wa?"
Meine Erinnerung wird ausgebremst, als ich sehe, dass Damian und Milan sich anschreien und kurz davor sind, handgreiflich zu werden. Zwillinge sein bedeutet nicht automatisch, sich 24 Stunden am Tag zu lieben.
"Ey Junge, lass ma mein Buch in Ruhe. Du hast selba eins. Ich zieh dir eine!"
Neben mir höre ich die leise Stimme von Isabel: "Hä? Wie sieht es denn aus, 'ich zieh dir Eine?' Verstehe ich nicht." Ich verstehe den Sinn dieser Aussage nicht, aber ich habe auch keine Zeit dazu. Ich eile zu den beiden und verweise sie auf ihre Plätze.
Noch im Laufen dreht sich Damian zu Milan um und sagt: "Du bist so hässlich, Junge!"
Sprichwort
Zwillinge in eine Klasse zu stecken, ist so so so gemein. Besonders wenn es absolut eineiige Zwillinge sind. Aber sowas von eineiig, eineiiger geht's gar nicht. Für den Lehrer ist es gemein. Das sind ja trotz äußerlicher Gleichheit zwei komplett verschiedene Menschen, die man auch unterschiedlich bewerten sollte. Es sei denn, ihre Leistungen sind gleich. Aber das sind sie selten.
Milan und Damian unterscheiden sich auch in ihren Leistungen. Ansonsten unterscheiden sie sich nicht großartig. Sie sehen gleich, gleicher, am gleichesten aus. Alles ist gleich. Frisuren, Klamotten, Gang, Statur und sogar ihre Federmäppchen. Können die Eltern ihnen nicht wenigstens verschiedene Stifte kaufen? Den einen Füller in neongelb und den anderen in pink. Schöne Signalfarben bitte, damit ich die auch aus entfernter Ferne erkennen kann. Es ist gemein! Besonders wenn man die Klasse nur eine Stunde die Woche unterrichtet und die beiden viel zu selten zu Gesicht bekommt, um sich auch nur einen einzigen winzigen Unterschied zu merken, den man zur Erkennung benutzen könnte.
"Guuuten Morgen, Frau Feynberg!"
"Guten Morgen .. ähm .."
"Na, wie heiß ich?"Auch bei absoluter Ahnungslosigkeit muss man total sicher wirken. Also antworte ich absolut selbstsicher: "Damian, natürlich."
"Maaaan, Frau Feynberg, Sie kennen mich schon sooo lange. Ich bin Milan." Mist.
"Guten Morgen, Milan."
"Nein man, Spaaß. Damian war richtig."
"Siehst du, sage ich es doch! Natürlich kann ich euch unterscheiden." Wenn ich denn richtig geraten habe, füge ich in Gedanken hinzu.
"Aaaallee Frau Feynberg, wieso können Sie das nicht? Die sind so krass verschieden, das ist voll unter der Würde, Fau Feynberg!"ermahnt mich Önder.
"Ey Önder, du Spasst, hörst du mit dem Arsch zu? Frau Feynberg kann die doch unterscheiden!" ergrefit Nafisa die Partei für mich.
Ich konnte die beiden auch mal unterscheiden. Milan hatte nämlich eine Zahnspange. Und Damian nicht. Bis zu diesem einen Tag, als ich in die Klasse reinkam und zuerst zu Milan und dann zu Damian blickte. Und dann von Damian zu Milan. Und wieder von Milan zu Damian. Und so ungefähr zwanzigmal. Irgendwas war anders. Die Zwillinge standen grinsend vor mir. Damian schrie: "Üüüberraschuuung, Frau Feynberg. Ich hab jetzt auch eine Zahnspange. Jetzt haben Sie ein Problem, wa?"
Meine Erinnerung wird ausgebremst, als ich sehe, dass Damian und Milan sich anschreien und kurz davor sind, handgreiflich zu werden. Zwillinge sein bedeutet nicht automatisch, sich 24 Stunden am Tag zu lieben.
"Ey Junge, lass ma mein Buch in Ruhe. Du hast selba eins. Ich zieh dir eine!"
Neben mir höre ich die leise Stimme von Isabel: "Hä? Wie sieht es denn aus, 'ich zieh dir Eine?' Verstehe ich nicht." Ich verstehe den Sinn dieser Aussage nicht, aber ich habe auch keine Zeit dazu. Ich eile zu den beiden und verweise sie auf ihre Plätze.
Noch im Laufen dreht sich Damian zu Milan um und sagt: "Du bist so hässlich, Junge!"
Mittwoch, 19. März 2014
Kinder können sich doch gar nicht wehren
Wer den Flüssen wehren will, muß die Quellen verstopfen.
Sprichwort
David ist ein ganz ruhiger Schüler. Zu ruhig. Ziemlich schüchtern. Wenn man ihn anspricht, zuckt er zusammen. Man weiß nicht viel von ihm. Er lächelt kaum. Trotzdem: alles ist immer okay. David geht's immer gut, wenn man ihn fragt. Seinen Leistungen weniger.
Wir sprechen über ein Thema, über das wir sehr oft sprechen. Gewalt. Wieder mal. Man kann gar nicht genug über dieses Thema sprechen. Und einmal die Woche die Jugendarrestanstalt oder das Jugendgefängnis besuchen, um Präventionsarbeit zu leisten. Überall Gewalt. Körperliche, seelische, in der Familie, auf der Straße, in den Medien. David schweigt die ganze Stunde. Alle anderen haben eine Menge zu dem Thema zu sagen. In erster Linie geht es um die Computerspiele. Aber auch sonst haben die Jugendlichen viele Gewaltgeschichten auf Lager. Viel zu viele. Mein Kopf wird schon nach wenigen Minuten quadratisch. Mein Erstaunen, was diese Jugendlichen - in ihren jungen Jahren - alles erlebt haben, wächst. Und wächst. Obwohl ich dachte, schon vieles gewusst und vieles erlebt zu haben. Man weiß nicht, was David von dieser Stunde mitbekommt. Er starrt mal aus dem Fenster. Mal auf seinen Tisch. Mal einfach vor sich hin. Doch dann wacht er auf. Es geht um einen Vater, der sein Kind ohrfeigt. Gewalt oder nicht Gewalt? Die Meinungen sind gespalten. Die Mehrheit der Klasse sagt, ist doch alles nicht so schlimm. Mal eine Ohrfeige. Muss sein, wenn man seine Kinder vernünftig erziehen möchte. Einige wenige -wirklich wenige- meinen, egal was kommt, seine Kinder darf man nicht schlagen. Und dann sagt David etwas. "Kinder können sich doch gar nicht wehren. Ohrfeigen sind auch Schläge und ich hasse Schläge. Schläge sind immer Gewalt. Und ich hasse Alkohol." Es sind vier kurze Sätze, die David da von sich gibt. Diese Sätze sind aber so lang und so dunkel. Diese Sätze verraten so viel. Sie schreien nach Sonne, nach Licht. Plötzlich kann ich hinter die Fassade des schüchternen Jungen blicken. Plötzlich denke ich, so viel zu wissen. Und ich frage mich, wie viele Geschichten es noch gibt, die wir nicht mal annähernd kennen. Und wie viele Gewaltkarrieren man eigentlich verhindern könnte.
Sprichwort
David ist ein ganz ruhiger Schüler. Zu ruhig. Ziemlich schüchtern. Wenn man ihn anspricht, zuckt er zusammen. Man weiß nicht viel von ihm. Er lächelt kaum. Trotzdem: alles ist immer okay. David geht's immer gut, wenn man ihn fragt. Seinen Leistungen weniger.
Wir sprechen über ein Thema, über das wir sehr oft sprechen. Gewalt. Wieder mal. Man kann gar nicht genug über dieses Thema sprechen. Und einmal die Woche die Jugendarrestanstalt oder das Jugendgefängnis besuchen, um Präventionsarbeit zu leisten. Überall Gewalt. Körperliche, seelische, in der Familie, auf der Straße, in den Medien. David schweigt die ganze Stunde. Alle anderen haben eine Menge zu dem Thema zu sagen. In erster Linie geht es um die Computerspiele. Aber auch sonst haben die Jugendlichen viele Gewaltgeschichten auf Lager. Viel zu viele. Mein Kopf wird schon nach wenigen Minuten quadratisch. Mein Erstaunen, was diese Jugendlichen - in ihren jungen Jahren - alles erlebt haben, wächst. Und wächst. Obwohl ich dachte, schon vieles gewusst und vieles erlebt zu haben. Man weiß nicht, was David von dieser Stunde mitbekommt. Er starrt mal aus dem Fenster. Mal auf seinen Tisch. Mal einfach vor sich hin. Doch dann wacht er auf. Es geht um einen Vater, der sein Kind ohrfeigt. Gewalt oder nicht Gewalt? Die Meinungen sind gespalten. Die Mehrheit der Klasse sagt, ist doch alles nicht so schlimm. Mal eine Ohrfeige. Muss sein, wenn man seine Kinder vernünftig erziehen möchte. Einige wenige -wirklich wenige- meinen, egal was kommt, seine Kinder darf man nicht schlagen. Und dann sagt David etwas. "Kinder können sich doch gar nicht wehren. Ohrfeigen sind auch Schläge und ich hasse Schläge. Schläge sind immer Gewalt. Und ich hasse Alkohol." Es sind vier kurze Sätze, die David da von sich gibt. Diese Sätze sind aber so lang und so dunkel. Diese Sätze verraten so viel. Sie schreien nach Sonne, nach Licht. Plötzlich kann ich hinter die Fassade des schüchternen Jungen blicken. Plötzlich denke ich, so viel zu wissen. Und ich frage mich, wie viele Geschichten es noch gibt, die wir nicht mal annähernd kennen. Und wie viele Gewaltkarrieren man eigentlich verhindern könnte.
Abonnieren
Posts (Atom)