"Ich habe 3 Kinder und kein Geld. Wieso kann ich nicht keine Kinder haben und 3 Geld?"
Homer Simpson
Ich möchte niemals in einem Kindergarten arbeiten. Und auch nicht in einer Grundschule. Das wird mir schlagartig wieder bewusst, als ich den Praktikumplatz von Parthena betrete. Es ist ein Kindergarten und es ist laut. Ich klopfe an die Tür. Mir macht ein kleines Mädchen auf. Sie trägt ein rosa Röckchen und eine rosa Brille, die perfekt zum Röckchen passt. Sie schaut mich ganz lange an, ganz eindringlich. Sie lächelt. Nach gefühlten 30 Minuten.
"Wer bist du?"
"Ich bin die Lehrerin von Parthena. Und wie heißt du?"
"Anna. Soll ich dir zeigen, wo Parthena ist?"
"Hallo Anna. Das wäre sehr nett." Ich weiß gar nicht, wie man mit solch kleinen Kindern redet, fällt mir ein.
Anna bleibt in der Tür stehen und bewegt sich keinen Schritt zur Seite.
"Weißt du? Parthy hat mit mir Pizza gebacken. Aber aus Knete. Lustig, stimmt's?" Anna lacht auf und guckt wieder ernst. Sie reicht mit ihre Hand. "Komm, da ist Parthy."
Parthena sitzt in einer Spielecke. Um sie herum sind drei Mädchen und zwei Jungen versammelt. Sie alle hängen an Parthenas Lippen. Parthena liest aus einem Buch. Ich könnte so stundenlang stehen und die Szene beobachten. Am liebsten würde ich sie fotografieren und das Foto allen anderen zeigen, die Parthena als schwierig und als nicht zu bändigen bezeichnen. Und ich muss zugeben, es gibt noch eine andere Parthena. Eine, die vorlaut und aggressiv ist. Eine, die lauter Schrei- und Lachanfälle im Unterricht bekommt. Die hier mag ich viel lieber.
Anna geht zur Parthena und tippt sie an: "Guck ma, wer daaaa ist!"
Parthena ist überhaupt nicht genervt. Im Gegenteil, sie lächelt und guckt hoch. "Hä? Heute?"
"Klar, heute. Ich habe doch meinen Besuch angekündigt! Können wir in eine ruhige Ecke gehen?"
Auf dem Weg flüstert Parthena mir zu: "Dieses eine Mädchen gerade, die hat was mit ihrem Auge. Die sieht voll beschwommen. Voll die Arme! Ich hab eh voll die Asylantengruppe. Anna ist auch halbasylantisch. Und alle anderen vollasylantisch. Die stellen manchmal voll die unnötigen Fragen, so was wie 'Parthy, kannst du kochen?' Voll unnötig, als ob ich denen hier so ein 3-Gänge-Menü machen würde!"
Als wir uns durch die Kinder durchgekämpft haben und endlich in einem leeren Raum ankommen, versteht Parthena immernoch nicht, was passiert.
"Aber heute ist doch Streik, oder?"
"Ja."
"Und was machen Sie dann hier? Ich dacht, Sie gehen da mit Plakaten, rumschreien."
"Jetzt besuche ich ja dich. Zeig mir deine Ordner bitte."
"Aber ich hab noch eine Frage. Sie haben uns doch letztens erklärt, Sie wollen mehr Rechte.. wie diese... wie heißen die?"
"Beamte."
"Genau. Und dann wollen Sie doch, dass man Ihre Gehalt irgendwo .. wie heißt das dings? Aufschreibt.."
"Ja, wir möchten einen Tarifvertrag haben."
"Ahhh, stimmt das haben Sie doch letztens erklärt. Und dieses Ding verhandelt für Sie! Arbeitsamt?"
"Nein."
"Schulamt?"
"Nein."
"Lehramt?"
"Nein."
"Al-Quaida?"
"Was?? Wie kommst du denn auf die jetzt?"
"War nicht richtig, wa? Was macht die Al-Quaida eigentlich?"
"Auf jeden Fall nichts, was den angestellten Lehrern bei ihren Forderungen helfen könnte. Für uns verhandelt eine Gewerkschaft."
"Gewerkschaft? Das haben Sie niemals gesagt, dieses komische Wort!"
"Klar, Mrs. Smith und ich haben euch das ganze Prozedere schon einmal erklärt!"
"Aber, Frau Feynberg, wenn Sie mehr Geld wollen... Mandy macht doch Praktikum beim Friseurladen. Die sagt, eine Visagistin verdient überviel. Reicht locker für Porsche und Villa!"
Nachdem ich nun Kindergarten für mich ausschließen kann, muss ich mir ernsthaft Gedanken über den Beruf der Visagistin machen..
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen