Wolfgang Gruner
Hast du auch andere Themen? Wenn du
dabei bist, sprechen wir nur über Schule! Andauernd regten sich meine Freundinnen
auf. Ja, das Thema 'Schule'. Überall und immer. Das konnten irgendwann weder
meine Familie noch meine Freunde hören. Egal wie lustig es war. Dabei hatte ich
so viel zu erzählen. Schwänzer, Schlägereien, Beleidigungen, Respektlosigkeit,
sich nicht kümmernde Eltern, Diskussionen, keine Angst vor irgendwelchen
Sanktionen. Und ich mittendrin. Eine junge Lehrerin mit zwei Jahren
Referendariatserfahrung. Hilfe, dachte ich. Und dann waren da noch die schönen
Momente eines Lehrerberufs. Momente, die überwogen. Erfolgserlebnisse der
Schüler, kleine Aufmerksamkeiten und Lob für mich, Geschichten der
Jugendlichen, kooperierende Eltern, Dankbarkeit in den Augen der Schüler,
Lachen und immer wieder das Gefühl, den
richtigen Job gewählt zu haben. Trotz allem.
Bis zu diesem Samstag Abend. Als wir
unterwegs waren, um Spaß zu haben. Und ich wieder über Schule sprach. Weil mich
die Erlebnisse so sehr beschäftigten. So geht's nicht weiter, Lea, sagten meine
Mädels. Irgendwann gibt es auch einen Feierabend. Auch bei dir. Es ist Samstag. Da arbeitet man
nicht. Da denkt man auch nicht an Arbeit. Da genießt man das Leben. Schreib
doch alles auf, sagten sie. Schreib ein Tagebuch, schreib Zeitungsberichte,
schreib ein Buch. Schreib irgendwas, aber schreib. Und leb dein Leben.
Also habe ich angefangen zu
schreiben. Buchstabe für Buchstabe. Wort für Wort. Geschichte für Geschichte.
Und war so dankbar für diesen Samstag, für diesen Ratschlag. Schreiben. Das ist
es. Schreiben, um sich mitzuteilen.
Schreiben, um die Menschen da draußen zu informieren. Menschen, die sich über
die Müdigkeit der Lehrer lustig machen. Von einem Halbtagsjob könne man ja
nicht müde werden. Auch die Menschen, die Reformen in die Wege leiten, um Geld
zu sparen. Menschen, die zum letzten Mal in der Schule waren, als sie ihren
eigenen Abschluss machten. Menschen, die Schicksäle in der Hand haben.
Informieren über diese
Jugendlichen. Die viel zu schnell abgestempelt werden, viel zu selten eine
Chance bekommen, und in viel zu schrecklichen Umständen aufwachsen. Auch ich
war so ein Ausländerkind. Auch ich hätte so eine Jugendliche werden können. Und
später genau so eine Erwachsene. Die als asozial beschimpft werden, Hartz IV
kassieren und keinen Sinn in der Bildung sehen würde. Bei mir lief es aber
anders. Bei mir lief es. Ich hatte Chancen. Viele Chancen. Ich hatte Liebe.
Viel Liebe.
Ich habe also angefangen zu
schreiben. Um Fragen zu stellen und Antworten zu vermuten. Um aufzuwecken. Um
meinen Spaß mit anderen zu teilen.
Ich mag zum Glück in meiner Freizeit gar nicht so viel von Schule reden, aber ich mache mir öfter Sorgen, dass ich mir dennoch einen "Laber-Stil" angewöhne. Lehrer hören sich ja gerne reden...
AntwortenLöschenLehrer müssen reden. Aber Schreiben hilft auch.
LöschenDas Urteil steht mir nicht zu. Aber: Einer Ihrer besten Beiträge.
AntwortenLöschenÜbrigens: Meine Frau, die das Buch von Frau F. in die Ecke warf, empfiehlt Ihres rundherum.
Sie können schreiben.
Sie können lehren.
Sie können die Kids motivieren.
Vielen vielen vielen herzlichen Dank! Jetzt kann ich beruhigt einschlafen. :-) Und ganz liebe Grüße an Ihre Frau- unbekannterweise.
LöschenNa, ein Glück haben Sie angefangen zu schreiben. Jetzt können wir nämlich teilhaben an den schönen, lustigen und manchmal auch traurigen Geschichten. :) Danke dafür.
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