Sonntag, 11. Dezember 2011

Der Beginn

"Lieber Gott, bitte gib mir die Kraft, das zu ändern, was zu ändern mir gegeben ist. Gib mir die Geduld, das andere zu ertragen. Und gib mir die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden." (Hl. Theresa von Avila)


Guten Morgen! Nein, eher gute Nacht! Es ist 01.20 Uhr- Samstag Nacht. Endlich das langersehnte Wochenende. Fantastischer Samstag, wie er sein muss. Aufgewacht, im Bett gelegen, auf die Decke gestart, neues Spiel auf dem Iphone ausprobiert, gefrühstückt, wieder ins Bett gelegt. Toll, weit weg von den Montag-bis-Freitag-Sorgen. Abends mit Freunden was essen gegangen. Und zack: worüber geredet? Über Schule, über die anstrengenden Schüler, die unfähige Senatsverwaltung, die hilflosen, am Ende ihrer Kräfte agierenden Lehrer. Über mich. Es muss raus, ich will reden, ich will mich mitteilen, ich will, dass mein Job geschätzt wird. An einem Samstagabend. Super.
Ich bin jung, seit 18 Monaten mit dem Referendariat fertig. Seit 3 Monaten fertig mit den Nerven. Ich liebe meinen Beruf, ich mag meine Klasse, ich liebe mein Kollegium, ich freue mich fast jeden morgen auf die Arbeit. Wer kann das schon von sich behaupten? Ich arbeite in Berlin, an einer Sekundarschule. Ich arbeite in einem Problembezirk und ich hasse diese Reform, die seit 1,5 Jahren die Klassen- und Lehrerzimmer in Berlin ausfüllt. Sekundarschulen sind neu. Sekundarschulen vereinen Haupt- und Realschulen. Es gibt also nur noch Sekundarschulen und Gymnasien. Mit Sekundarschulen sollte alles besser werden. Angeblich. Hat uns jemand gefragt? Uns, die an der Quelle sitzen? Uns, die mittlerweile an der Quelle kriechen? Nach der Meinung der Menschen "da oben", die wohl das letzte Mal eine Schule von innen bei ihrer eigenen letzten Abiprüfung gesehen haben. Hmmm, geschätzte 30 Jahre? Auch wenn es nur 20 sind... Sekundarschulen sind eine Katastrophe- für die Schüler und für die Lehrer.
Ah ja, warum ich mich Mrs. Johnson nenne? Mrs. Johnson wurde 1995 von Michelle Pfeiffer in "Dangerous Minds" gespielt. Ich will auch so sein wie Mrs. Johnson. Stark, optimistisch und voller Tatendrang. Ich hoffe, es gelingt mir, denn ich bin jung und sollte diese Züge bei mir finden. Aber ich bin müde, ich kämpfe und gerate an Hindernisse. Ich bin genervt, ich komme gegen die Schüler nicht immer an. Ich will sie aber aufs Leben da draußen vorbereiten, ich wünsche ihnen nichts böses. Habe ich "ey, nerv mal nicht" verdient? Ich mag sie, wir haben ein gutes Verhältnis. Obwohl ich jung und schlagfertig bin. Ich habe noch alles vor mir, es macht mir Angst. 

Bald mehr. Und danke fürs "zuhören". Es hilft.

8 Kommentare:

  1. Dangerous Minds- starker Film.

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  2. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Die Schüler werden begreifen, dass ihre Lehrer nur gut mit Ihnen meint, sie müssen aber groß und erwachsen werden.

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  3. ..lass alles raus Mrs. Johnson ;)

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  4. Unglaublich kurzweilig und humorvoll! Macht Spaß es zu lesen.
    ...wenn es doch nur nicht so real wäre...

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  5. Und das passiert in einer demokratischen Gesellschaft: DEUTSCHLAND! Das System ist überall so obsolet, dass die Zeit gekommen ist dies alles zu reformieren!!!Das Land braucht Gesetze!
    Und das in einer Institution, in der jungen Menschen Werte vermittelt werden sollen.
    Das ist schizophren!

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  6. Der Beginn darf kein Ende sein. Dann klappt es!

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  7. Und weil die so toll sind, werden jetzt in NRW auch Sekundarschulen eingeführt. Juchu!

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  8. Herzlichen Glückwunsch und viele starke Nerven!:) Vielleicht klappt es ja in NRW besser. Bitte um Berichterstattung.

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