Samstag, 10. März 2012

Meine Welt?

Es wäre dumm, sich über die Welt 
zu ärgern. Sie kümmert sich nicht darum."
Marcus Aurelius


Es ist spät. Ich hatte einen tollen Abend- lustig und entspannt. Am Anfang. Aber der Tag beschäftigt mich dennoch. Ich verstehe es nicht. Und ich habe diese Parallelwelten satt. Naja, mein Verstand versteht schon, aber die Vernunft spricht immer wieder dagegen. Ich habe es satt. Die Aggressivität, Unhöflichkeit, Desinteresse, Bildungsferne, Unzuverlässigkeit, Selbstverständlichkeit, Hass, Herablassendes Behandeln von anderen Bevölkerungs- bzw. Religionsgruppen. Ich (die meisten anderen Lehrer wohl auch) versuche jeden Tag diese Jugendlichen zu besseren Menschen zu machen. Ich versuche sie zu ermutigen, aus ihrem Leben etwas zu machen, Respekt voreinander und Verständnis füreinander zu zeigen.
Ich bewirke sicher etwas. Wahrscheinlich mehr, als ich denke. So sehr ich meine Schüler mag, mit ihnen Spaß habe und jeden auch als Menschen schätze, frage ich mich jeden Tag aufs Neue: Bewirke ich genug? Lohnt sich der tägliche Kampf und das Weltverbessererspiel?

Nach 30 Minuten erfolglosen Kampf, habe ich heute den Unterricht abgebrochen. Mich hingesetzt und abgewartet. Da ging nichts mehr. Meine Stimme konnte aufgrund der Lautstärke nicht wahrgenommen werden, ich wusste nicht, welches Handgemenge ich zuerst auseinander nehmen soll und jeden einzelnen ansprechen und ihn zur Ruhe ermahnen funktioniert ja auch nicht wirklich. Ja, man könnte jetzt sagen: ‚Die ist jung, hat noch keine Erfahrung, blabla..’ Den Kollegen, die schon 30 Jahre im Beruf sind, geht es in solchen Klassen nicht anders.
- „Wie? Sie machen jetzt nix mehr? Kein Unterricht? Nicht mal abschreiben?“ Und plötzlich war die Verblüffung größer, als die Lust den Unterricht zu sabotieren. - „Kann ich dann aufs Klo?“ Komische Welt.

Angefangen hat alles mit Lukas. Er kam zur 3. Stunde. Sein Vater sagt, das mit der Verspätung wäre okay. Auf meine verwunderte Nachfrage, antwortet er: - „Mein Vater sagt, man ist nicht ganz schuld, wenn man zu spät kommt. Wenn die Politiker die rote Ampel so lange machen. So 5 Minuten. Da kann man nur langsam weiterfahren  oder gehen, da ist man doch nicht selbst schuld!“ Danke, lieber Vater von Lukas! Da erzähle ich jeden Tag von morgens bis abends, wie wichtig doch Pünktlichkeit sei. Gerade im Berufsleben. Wer nicht pünktlich ist, kann gefeuert werden usw. Und der Herr Vater von Lukas macht mir innerhalb von wahrscheinlich nicht mal einer Minute alles kaputt. Lukas glaubt mir nie wieder, sollte ich ihm noch einmal so einen Schwachsinn wie ‚kommst du zu spät, wirst du bestraft’, erzählen.
Weiter ging es mit 10 Fragen, ob wir denn nicht etwas spielen können und noch mal 10 Fragen, ob wir denn nicht früher gehen können. Komische Welt.

Dann haben sich Dejan und Can geprügelt. In der großen Pause- danke dafür! Unterricht war trotzdem nicht mehr möglich. Zeugenaussagen, die zu Papier gebracht werden müssen, Gespräche mit den beiden, suchen nach einer Lösung. Die Aufregung und Sensationsgier in der Klasse muss ich wohl nicht erwähnen. Den Beginn dieser Prügelei (was ist eigentlich der Unterschied zu Schlägerei?) bildete ein falscher Blick und irgendwas mit ‚deiner Mutter’. Und viele andere böse Wörter waren auch dabei. Beide wollten sich natürlich nach der Schule mit dem jeweiligen Familienclan treffen, um die Sache ‚zu klären’. - „Ich hole meine Cousins, ihre Familie und Familie von ihre Familie. Und dann ficke ich deine Mutter, Hurensohn!“ 
Beängstigende Welt.

Und dann noch solche Gespräche, wie:
- „Gibst du Geodreieck, du Hund!“
- „Nein!“
- „Ich habe gesagt, du sollst mit Geodreick geben, du dreckige Missgeburt!“
Oder:
- „IhreS Auto ist schön, Mrs. Johnson!“
- „Du bist so dumm, das heißt IhreN Auto ist schön!“
„Ihr bekommt bis Montag eine Hausaufgabe von mir. Formuliert diesen Satz grammatikalisch richtig!“
- „Nee, Wochende is Wochenende. Das is nicht so Hausaufgaben und arbeiten. Nur chillen geht.“
Zukunft-mit-Fragezeichen-Welt.

Abends unterwegs mit Freundinnen. Jugendliche pöbeln uns an. Mitten in der Stadt. Ungefähr in dem Alter meiner Schüler. Wir sind mindestens doppelt so alt. Wie wir aussehen. Wie Juden- hässlich und dumm. Nichts passiert. Sie verabschieden sich ziemlich schnell.

Diese Welt macht mir Angst. 

6 Kommentare:

  1. Diese Welt ist so wie sie ist! Wir sind anders. Ich hoffe, dass wir besser sind!

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  2. Welcome to reality....dumm und unfähig....aber es gibt noch andere ;-)

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  3. Das ist nicht die Welt, Frau Johnson. Es ist ein Ausschnitt, in dem wir halt arbeiten.

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  4. Das Beängstigende ist:

    Sie leben unter uns und vermehren sich schneller als wir.

    Und dem deutschen Volk und den tüchtigen Migranten wird weiterhin die Integrationslüge erzählt!

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    1. Wie bereits an einer anderen Stelle erwähnt: bei uns im Sortiment gibt's auch zahlreiche deutsche fehlgeleitete Kiddies.

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