über den gestrigen Tag und sind uns alle einig, dass dieser wirklich wirklich toll war. Alle scheinen zufrieden zu sein. Mrs. Johnson sucht also doch nicht immer die blödesten Dinge für die Wandertage aus. |
Dejan
ist gestern doch nicht erschienen.
„Wo
warst du gestern?“
-
„Zu Hause.“
„Schon
klar, in der Schule hat dich ja auch keiner gesehen!“
-
„Mir war übertrieben schlecht. Ich dachte, mein Bauch platzt, so Schmerzen
hatte ich.“
„So
ein Zufall. Vorgestern gesund, heute gesund. Nur gestern krank. Zufälle gibt
es...“
-
„Wie eklisch Sie sind! Ich wollt sogar Arzt gehen, aber ich konnt nicht mal
aufstehen! Ganzen Tag! Und dann noch gekotzt. So kleine Stückchen von Essen
gestern. Und Durchfall. Ich schwör, sooo flüssig.“ Und ich bin eklig???
Ich
glaube es nicht, aber ich muss es glauben. So ein Mist. Und die
Mutterdiemanmeidensollte schreibt ihm bestimmt eine Entschuldigung.
Wohlwissend, was hier los ist. Die Lehrer sind ja auch echt gemein, dass sie
ihren Jungen nicht mitkommen lassen. Dann soll er doch lieber zu Hause bleiben, statt in der Schule seine Strafe abzuarbeiten. Er macht also, was er will. Und
Sanktionen? Pustekuchen! Lehrer lieben es, wenn die Eltern einem in den Rücken
fallen! Egal. Es gibt Dinge, die sind halt so.
„Mrs.
Johnson, was haben Sie nach Ausflug gemacht?“
-
„Unterricht vorbereitet, korrigiert und dann Grey’s Anatomy und Private
Practice geschaut.“
-
„DAS gucken Sie? Jetzt bin ich aber von Ihnen enttäuscht! Ich dachte, nur so
Nachrichten und so.“ Die ganze Klasse scheint enttäuscht zu sein, denn
plötzlich entsteht ein lautes Gemurmel. Ich stehe vor der Klasse und warte auf
Ruhe.
-
„Mrs. Johnson, Sie können anfangen!“ Danke.
„So,
Jungs, jetzt mal an die Stifte und das Tafelbild abschreiben!“ Mandy möchte
gerne einen Witz reißen. Es gelingt ihr aber nicht ganz.
-
„Wo gibt’s denn hier Jungs?“
-
„Hier gibt's die. Du und deine Mutter!“ Mandy läuft rot an, schön nach hinten
gegangen. Nun wenden sich alle ihren Ordnern zu. Außer Fatih.
„Fatih,
setz dich mal ordentlich hin und nimm die Füße vom Stuhl!“
-
„Warum?“
„Weil
du hier nicht am Strand zum Chillen, sondern in der Schule zum Lernen bist.
Tue wenigstens so, als würde es dich interessieren!“
-
„Warum?“ Ja, warum eigentlich? Wenn einen
nichts interessiert, warum sollte er etwas anderes vorgeben?
-
„Mrs. Johnson, gehen Sie mal zur Seite. Ich sehe nix, Sie stehen im Weg!“
-
„Aller, kannst du nicht höflich sein? Es heißt, Sie stehen bitte im Weg, liebe Mrs. Johnson. Und beweg dich ma oder ist dein
Arsch auf Stuhl festgeklebt?“ Im nächsten Moment wird auch klar, warum Can
schleimen musste. Doch davor ist er natürlich noch eine Antwort schuldig.
-
„Halt’s Maul, du Dreck! Mrs. Johnson...“ Ich habe keine Kraft, um auf diese Beleidigung einzugehen. Und außerdem fehlt mir für jede, in der Schule fallende, Beleidigung auch die Kapazität und auch die Energie.
„Ja?“
-
„Ich muss Ihnen was sagen.“ Can guckt geschämt zu Boden. Er hat bestimmt etwas
angestellt. „Es hat was mit der Stunde zu tun. Aber bitte seien Sie nicht böse
auf mich! Versprochen?“
„Kommt
drauf an. Spuck’s aus!“
„Ich
hab nicht zugehört. Können Sie Aufgabe bitte wiederholen?“ Ah so, wenn es nur das ist. Warum stellst du dich denn so an. Sonst ist
doch das Nichtzuhören auch kein Problem.
Nach
dieser Stunde ist mein Kopf 'ausnahmsweise mal' quadratisch. Ich freue mich wie
ein Kind, als die Stunde zu Ende geht und ich endlich Ruhe haben kann. Aber
nein...
Gerade
möchte ich aus der Schule raus, da kommen einige Schüler auf mich zu.
-
„Mrs. Johnson, Mrs. Johnson, Murats Bruder ist da. Und Freunde. Wegen das, was
vorgestern passiert. Der Bülent hat doch Murats Kopf auf Tisch geknallt. Und
jetzt will Murats Bruder das mit Bülent klären.“ Oh man, dieses ‚klären’ und dann noch mit großem Bruder und Cousins und
allen anderen, die man auf die Schnelle einsammeln kann, geht mir auf die
Nerven!! Kann ich jetzt nicht einfach Feierabend haben? Müssen die ihre
Selbstjustiz hier und jetzt ausüben? Und wieso überlassen die das nicht uns
bzw. der Polizei? Ist ja nicht so, dass hier keiner reagiert. Abgesehen davon,
dass Murat und Bülent wieder Freunde sind.
Also
nix Feierabend. Noch mal rein in die Schule. Schulleitung benachrichtigt,
Bülent vorgewarnt und Murats Eltern angerufen. Warum einfach, wenn es auch
kompliziert geht? Wie gut, dass morgen die Ferien beginnen.
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