„Für
den Triumph des Bösen reicht es, wenn die Guten nichts tun!“
Edmund Burke
Manchmal
- eigentlich sehr oft - frage ich mich, woher meine Schüler ihre Dreistigkeit
und Böswilligkeit bekommen? Einige von ihnen kennen ja absolut keine Grenzen.
Egal ob man vor einem ein Mitschüler oder Erwachsener steht. Woher kommt es? Ja,
ich weiß sie kommen alle aus schwierigen Elternhäusern. Aber dass die Eltern zu
ihrem Kind sagen: “Also ab heute bist du frech zu all deinen Mitmenschen, übst
Gewalt aus und forderst in jeder Situation deine Rechte ein!”, wird wohl kaum
der Fall sein?! Woher kommt die Arroganz, zu meinen, über anderen zu stehen? Jaja, ich weiß, das hat alles tiefere Hintergründe.
Can
und Dejan haben sich heute wieder mal gestritten. Can ist auf den ersten Blick
harmlos und immer sind die anderen Schuld. Can möchte jeden beim Lehrer
verpetzen (wofür auch immer), im Unterricht dreht er sich kurz nach hinten und
sagt zu einem Mitschüler auf Türkisch: - “Deine Mutter ist eine Schlampe.” Dann
dreht er sich wieder nach vorne und sieht aus wie der bravste Schüler dieser
Welt. Kurzum: Er nervt die anderen. Und ich kann es verstehen. Leider ist es
aber so, dass meine Schüler sich nicht anders zu helfen wissen, als mit den
Fäusten. Wenn ich ihnen ein Gespräch vorschlage, lachen sie mich aus. Zumindest
im ersten Moment. Can kriegt also ein paar rüber gezogen, weil bei 121 Mal -
“laß mich in Ruhe” er eben dies immer noch nicht tut. Also steht er neben mir und
weint. Er wäre so ein armes Würstchen, die ganze Welt hätte etwas gegen ihn.
Auf die Frage, welche Rolle er denn bei dem Konflikt spiele, gibt es immer
wieder dieselbe Antwort. - “Ich hab nix gemacht.” Woher kommt diese verzehrte
Wahrnehmung??
Die
neueste Masche bei uns, ist die “ich-zeige-Sie-an-Masche”. Kommt man einem Schüler irgendwie in die
Quere, rastet auch mal aus, weil man mit anderen Mitteln die Beteilgten eines
Konflikts nicht beruhigen konnte, heißt es sogleich: - “Reden Sie nicht so mit
mir. Das dürfen Sie gar nicht, ich zeige Sie an!” Und wenn sich darauf beruft,
dass man doch gerade einen Konflikt lösen wollte, bekommt Frau ein und dieselbe
Antwort: - “Was Sie immer denken, war doch nur Spaß!” Oh man, dieses Spaßding
hängt mit schon zum Halse raus. Blaue Flecken (wenn es harmlos ausgeht),
massive Beleidigungen, aber alles aus Spaß. Man Kinder, könnt ihr euch keine
anderen Spielchen suchen, die Spaß mit sich bringen? Und wenn ihr dabei bleibt,
dann kommt doch bitte nicht die ganze Zeit bei mir an und beschwert euch!
-
“Er hat zu mir Hurensohn gesagt und danach mich angespuckt!”
-
“Sie hat mich geschubst! Und jetzt habe ich ein blaue Fleck an mein rechte Ohr!”
-
“Er hat meine Stifte in den Müll geworfen.”
-
“Er wollte mich mit dem Stuhl schlagen.” Im schlimmsten Fall hat er es dann auch gemacht.
Ja…
dann probier hier einer herauszufinden, wer wofür die Verantwortung trägt und
was wirklich passiert ist.
Da
fällt mir doch glatt ein Besipiel ein. Schon wieder mit Can. Aber diesmal war
er tatsächlich unschuldig.
-
“Mrs. Jooohnson, Fatih hat meine Stifte geklaut.” Hat er tatsächlich. Die
Schüler mussten bei einer Aufgabe Farben benutzen. Da Fatih keine Stifte hatte,
ist er zu Cans Platz marschiert und hat sich seine Farbstifte “ausgeliehen”.
“Fatih,
gib ihm seine Stifte zurück!”
-
“Ich hab doch nix genommen. Ich brauch seine verfickten Stifte nicht!” Ich habe genau gesehen, wie du sie genommen
hast!
-
“Fatih, du hälst meinen Unterricht auf und störst mich bei der Arbeit! Stifte
zurück, aber zackig!!!” Fatih gibt Can seine Stifte zurück. Dabei dauert es bei
jedem Stift eine gute Minute, weil er jeden einizelnen Stift Can hinhält und
ihn wieder wegzieht. Den gelben Stift läßt er jedoch in seinem Ärmel
verschwinden.
-
“Mrs. Joooohnson, der gelbe Stift ist nicht da!” Ich habe den Eindruck, dass Can
sogleich in Tränen ausbrechen wird.
- “Was
willst du, Missgeburt? Ich hab dem nicht!”
- “Dooooch,
du hast ihm!”
“Fatih,
ich weiß, dass du den Stift hast!”
- “Hab
ich nicht!”
“Fatih,
du hast sie ohne Erlaubnis genommen, also gib ihm seinen Stift zurück!”
- “Ok,
Can ich geb dir Stift. Aber sag bitte!”
- “Ich
sag doch nicht bitte, is mein Stift!”
- “Dann
kriegst du Stift nicht! Sag bitte!”
“Fatih,
du hälst immer noch den Unterricht auf. Können wir das Schauspiel beenden?”
- “Nein,
er soll bitte sagen!”
An
dieser Stelle habe ich das Drama abgebrochen. Man, ist das alles anstrengend!!
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