„Essen, um zu leben, nicht leben, um zu
essen!“
Mahatma
Gandhi
Wir
waren also unterwegs. Alles hat auf dem Weg funktioniert, alles hat vor Ort
geklappt. Can hat sich zwar alle 5 Meter auf die Straße gesetzt, ist sofort
wieder aufgestanden und weiter gelaufen.
“Was
ist den mit dir los?”
-
“Ich muss mein Akku aufladen!”
Außerhalb
der Schule sind die Kiddies tatsächlich gaaanz anders. Ich mache mir ja immerzu
Sorgen, wie meine Schützlinge den Berufsalltag in Betrieben überstehen sollen.
Aber sie zeigen mir immer wieder, dass sie sich außerhalb des Schulgebäudes
tatsächlich benehmen können. Eventuell klappt es ja alles, wenn vor einem der
Chef steht und nicht der Lehrer. Warum das in der Schule nicht geht, muss noch
erforscht werden. Alle sind gesund und zufrieden zurückgekommen. Und dass muss
schon was heißen! Wäre da nicht die Sache mit dem Döner, zu der ich später
komme.
Es
waren auch alle da. Alle außer Fatih. Er hat es ja auch irgendwie gestern
angekündigt. Als er sich über die lange Fahrt und alles andere aufregte. Die
anderen Schüler verieten mir allerdings den wahren Grund für sein Fernbleiben.
“Weiß
jemand, wo Fatih bleibt?” Ich frage eine kleine Gruppe Jungs, die mit ihm im
Kontakt stehen. Schweigen, keiner schaut mir in die Augen.
“Jungs!
Raus damit! Ihr verschweigt mir doch etwas?” Endlich reagiert Max.
-
“Ich sage es Ihnen, aber sagen Sie nicht, dass ich es gesagt habe!”
“Deal.”
-
“Der hat heute Geburtstag, der geht nicht in die Schule, wenn er Geburtstag
hat.” Sehr schön, jeder macht hier seine
eigenen Regeln. Die Mädchen kommen nicht zum Sport, wenn sie ihre Tage haben.
Die anderen feiern ihren Geburtstag und verzichten auf Schule. Wenn man
denkt, man hat schon alles erlebt, begreift man, dass noch einiges vor einem
liegt.
“Das
hat er genauso gesagt, ja?”
-
“Ja, aber sagen Sie nicht. Oder machen Sie Ausnahme, der hat doch Geburtstag!” Wie viele Ausnahmen soll ich bitte noch
machen? Hmm, sagen oder nicht. In der
Klassenliste steht ja, wann er Geburtstag hat. Das kann man ja in das “warum-warst-du-nicht-da-Gespräch”
sanft einfließen lassen, wenn er wieder da ist.
-
“Wieso keine Kaugummis??” René ist total empört.
“Weil
dies eine Schulveranstaltung ist, auch hier gilt die Schulordnung!”
- “Musik
dürfen wir nicht hören, mit Handy spielen auch nicht. Geht nicht wenigstens
Kaugummi?” Immer diese Disskussionen. Meine
Antwort bleibt aus. René fragt auch
nicht weiter nach. Welch Glück. Dafür schaltet sich Abdul ein.
-
“Mrs. Johnsoooon, wir machen doch Pause! Kann ich dann Döner kaufen?”
“Ich
kenne die Gegend, hier gibt es weit und breit keine Dönerbude.”
-
“Nieeemals!”
“Du
kannst mir glauben!”
-
“Was soll ich jetzt machen? Ich brauch Döner. Ist wie Medizin, wissen Sie?”
“Das
ist genauso wie mit der S-Bahn, die nicht fährt. Wenn es keinen Döner gibt,
dann gibt es eben keinen! Musst dir eine andere Therapie suchen.”
-
“Sagen Sie, ich bin krank??”
“Neeein,
dass war nur auf deine Medizingeschichte von vorhin bezogen.”
- “Was
für eine Scheiße, ich hass das hier. Dann schon lieber Schule!” Was ein Döner alles ausmachen kann…
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