„Ich habe keine Zeit, müde zu sein.“
Wilhelm
I. (1871-88), dt. Kaiser
Es
ist echt nicht zu fassen, ich bin wieder müde!! Wir hatten doch erst gerade
Ferien… Aber so müde, dass ich das Wochenende kaum abwarten kann und heute
nachgezählt habe, wann die Sommerferien sind. Voll nervig! Am Montag hatte ich
schon mal gezählt. Aber wer weiß… man kann sich ja auch verzählt haben.
Vielleicht sind es doch nicht neun, sondern eventuell nur acht Wochen? Aber
nein, leider nein… Schon am Montag richtig gezählt. Und ich kann noch nicht mal
sagen, dass die Woche sooo anstrengend war. Ich glaube, das Problem sind die
100 Aufgaben, die man jeden Tag nebenbei erledigen muss. Organisation und
Papierkram ohne Ende, immer wieder Kommunikation mit allermöglichen Instanzen
und alles andere, was so anfällt. Zum Beispiel ständige Auflagen vom Senat.
Schreiben Sie ein Konzept für die Sprachförderung, ein Konzept für die
Berufsorientierung, ein Konzept für ‘was-weiß-ich-was-hauptsache-es-sieht-nach-Arbeit-aus’.
Und setzen Sie die ganzen Konzepte natürlich sofort um! Und das Ganze bitte bis
gestern. Ok, die Müdigkeit wundert mich jetzt doch nicht mehr…
Die
standing wachsenden Anforderungen an die Lehrer kotzen einen an. Letztes Jahr
hat eine Demo stattgefunden. Für bessere Arbeitsbedingungen. Beamte dürfen ja
nicht streiken, deswegen sind einige angestellte Lehrer während der Arbeitszeit
hingegangen. Diese haben eine Abmahnung bekommen und ihnen wurde Geld für diese
Stunden abgezogen. Schööön- sieht das nicht nach echter Demokratie aus?? Warum
muss man sich eigentlich allem beugen, was der Senat einem so vorschreibt? Und
zwar egal, ob diese Änderungen einen Sinn ergeben oder nicht- je nach Lust und
Laune. Keiner schreit auf, jeder läuft mit dem Strom. Ich ja auch. Letztens
habe ich gelesen, dass eine Untersuchung ergab, dass Lehrer in einer Minute
genauso oft reagieren müssen, wie Fluglotsen. Nur bekommen die unfassbar viel
Geld, werden jede halbe Stunde ausgewechselt (Keine Ahnung, ob eine halbe
Stunde stimmt. Auf jeden Fall ziemlich häufig.) und gehen mit 55 in Rente. Gut,
sie haben nicht annährend so viel Spaß, wie wir.
Nur
beschweren möchte ich mich heute auch nicht. Schließlich finde ich meine Klasse
momentan gaaanz toll! Lustig ist es auch noch, geht also auch ohne Sorgen. Und
da diese Phasen nicht von Dauer sind, muss man sie genießen, nicht?
-
“Haaaallo Mrs. Jooohnson!”
“Hallo
Can!”
-
“Mrs. Johnson, darf ich Sie kurz anfassen?” Can steht 1 cm von mir entfernt,
sein Zeigefinger berührt fast meine Schulter. Aber nur fast.
“Natürlich
nicht? Und wieso das denn überhaupt?”
-
“Weiß nicht, nur so. Einmal Lehrer anfassen.” Auch Mandy steht nun mit uns. Sie
bewegt ihre Hände so, als würde sie etwas zu sich kommen lassen wollen. Und sie
atmet gaaanz tief ein. Immer wieder.
“Ääähm,
Mandy?! Kann man dir irgendwie helfen?”
- “Ihr
Parfüm riecht sooo geil! Ich will bisschen einatmen. Können Sie im Unterricht
bitte 5 Mal an mir vorbeilaufen? Ich bin krasser Fan von Sie!”
In
diesem Moment schreit Gülcan durch die ganze Klasse: - “Tu ma nicht so, du
Behinderte! Du verwechselst disch mit misch! Ich bin das größte Fan von Mrs.
Johnson, wo gibt!” Ich muss Autogrammkarten
anfertigen lassen, wenn es so weitergeht…
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