Montag, 10. März 2014

Hast du auch andere Themen?

"Ein Psychotherapeut ist ein Mann, der dem Vogel, den andere haben, das Sprechen beibringt."
Wolfgang Gruner

Hast du auch andere Themen? Wenn du dabei bist, sprechen wir nur über Schule! Andauernd regten sich meine Freundinnen auf. Ja, das Thema 'Schule'. Überall und immer. Das konnten irgendwann weder meine Familie noch meine Freunde hören. Egal wie lustig es war. Dabei hatte ich so viel zu erzählen. Schwänzer, Schlägereien, Beleidigungen, Respektlosigkeit, sich nicht kümmernde Eltern, Diskussionen, keine Angst vor irgendwelchen Sanktionen. Und ich mittendrin. Eine junge Lehrerin mit zwei Jahren Referendariatserfahrung. Hilfe, dachte ich. Und dann waren da noch die schönen Momente eines Lehrerberufs. Momente, die überwogen. Erfolgserlebnisse der Schüler, kleine Aufmerksamkeiten und Lob für mich, Geschichten der Jugendlichen, kooperierende Eltern, Dankbarkeit in den Augen der Schüler, Lachen und immer wieder das Gefühl,  den richtigen Job gewählt zu haben. Trotz allem.

Bis zu diesem Samstag Abend. Als wir unterwegs waren, um Spaß zu haben. Und ich wieder über Schule sprach. Weil mich die Erlebnisse so sehr beschäftigten. So geht's nicht weiter, Lea, sagten meine Mädels. Irgendwann gibt es auch einen Feierabend.  Auch bei dir. Es ist Samstag. Da arbeitet man nicht. Da denkt man auch nicht an Arbeit. Da genießt man das Leben. Schreib doch alles auf, sagten sie. Schreib ein Tagebuch, schreib Zeitungsberichte, schreib ein Buch. Schreib irgendwas, aber schreib. Und leb dein Leben.



Also habe ich angefangen zu schreiben. Buchstabe für Buchstabe. Wort für Wort. Geschichte für Geschichte. Und war so dankbar für diesen Samstag, für diesen Ratschlag. Schreiben. Das ist es.  Schreiben, um sich mitzuteilen. Schreiben, um die Menschen da draußen zu informieren. Menschen, die sich über die Müdigkeit der Lehrer lustig machen. Von einem Halbtagsjob könne man ja nicht müde werden. Auch die Menschen, die Reformen in die Wege leiten, um Geld zu sparen. Menschen, die zum letzten Mal in der Schule waren, als sie ihren eigenen Abschluss machten. Menschen, die Schicksäle in der Hand haben.

Informieren über diese Jugendlichen. Die viel zu schnell abgestempelt werden, viel zu selten eine Chance bekommen, und in viel zu schrecklichen Umständen aufwachsen. Auch ich war so ein Ausländerkind. Auch ich hätte so eine Jugendliche werden können. Und später genau so eine Erwachsene. Die als asozial beschimpft werden, Hartz IV kassieren und keinen Sinn in der Bildung sehen würde. Bei mir lief es aber anders. Bei mir lief es. Ich hatte Chancen. Viele Chancen. Ich hatte Liebe. Viel Liebe.

Ich habe also angefangen zu schreiben. Um Fragen zu stellen und Antworten zu vermuten. Um aufzuwecken. Um meinen Spaß mit anderen zu teilen.

5 Kommentare:

  1. Ich mag zum Glück in meiner Freizeit gar nicht so viel von Schule reden, aber ich mache mir öfter Sorgen, dass ich mir dennoch einen "Laber-Stil" angewöhne. Lehrer hören sich ja gerne reden...

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  2. Das Urteil steht mir nicht zu. Aber: Einer Ihrer besten Beiträge.
    Übrigens: Meine Frau, die das Buch von Frau F. in die Ecke warf, empfiehlt Ihres rundherum.
    Sie können schreiben.
    Sie können lehren.
    Sie können die Kids motivieren.

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    1. Vielen vielen vielen herzlichen Dank! Jetzt kann ich beruhigt einschlafen. :-) Und ganz liebe Grüße an Ihre Frau- unbekannterweise.

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  3. Na, ein Glück haben Sie angefangen zu schreiben. Jetzt können wir nämlich teilhaben an den schönen, lustigen und manchmal auch traurigen Geschichten. :) Danke dafür.

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