Freitag, 24. Februar 2012

Prinzessin im Jobcenter

"Bist du sicher, dass du ein Land regieren kannst? Du schaffst doch noch nicht einmal deine Goldfische mehr als zwei Tage am Leben zu halten."
Aus: ‘Plötzlich Prinzessin’

Es sagt sich so leicht. Wie im Irrenhaus. Wie oft die Menschen eine Situation mit dieser Einrichtung vergleichen, kann wohl kaum einer zählen. Woher wollen die Leute denn wissen, wie es in einem Irrenhaus zugeht? Nun ja, ich weiß es auch nicht. Ich war noch nie da und ich hoffe, nie dahin zu kommen. Aber ich wette, das Feuerwerk der Gefühle heute, war sehr nah am Irrenhaus. Unglaublich nah. Ich wette.

Erdkunde. Ich mache es mal ganz einfach. Zeichnung abmalen und beschriften.
- „Mrs. Johnson! Das alles?? Wie Sie uns knechten!!“
- „Soll ich die ganze Seite abmalen?“
- „Kann ich alles in blau machen?“
- „Ich kann das nicht!“
Da kommt mir eine Idee. „Wer zuerst fertig ist, bekommt einen Preis!“
- „Was krieg ich?“
„Du hast doch noch gar nicht gewonnen. Außerdem wird nicht verraten, was es zu gewinnen gibt.“ Das hätten sie gern. Und wenn der Preis den Herrschaften nicht gefällt, wird weiterhin auf die Decke gestarrt und sich beschwert. Über das harte Leben eines Schülers.
- „Is eh nur so Billigschockolade aus Aldi.“ Murat ist in Meckerlaune.
- „Wie undankbar du bist. Also, ich würde mich auch über Schokolade freuen,“ sagt Jocelyn. Na wenigstens jemand.
Murat hat eine bessere Idee. - „Ey, stellt euch vor, die Mrs. Johnson macht so Iphone 4S als Preis! Dann würde ich alle Bücher, die in Bibliothek gibt, abmalen!“ Man man, sind die aber schnell zu kaufen.

Wir starten also das Gewinnspiel. Jeder will gewinnen. Jeder will sich aber auch unterhalten. In einer Lautstärke, die ich hier nicht beschreiben kann.
- „Mrs. Johnson, haben Sie Nachrichten geguckt?“ RTL II hat wohl wieder etwas Weltbewegendes gezeigt.
- „Diese Prinzessin, wie die heißt, von dem Dingsdaland hat doch Baby bekommen. Wie hässlich die Nachrichten sind, die haben noch nicht mal Gesicht von das Baby gezeigt. Ich wollt voll sehen!“ Gülcan scheint wirklich sauer zu sein.
- „Diese Prinzessin ist bestimmt so reich. Die hat so Glück! Ich glaube, die hat Iphone in alle Farben, die gibt von Regenbogen! Mrs. Johnson, ich will auch Prinzessin werden. Meinen Sie, ich kann?“ Betül guckt mich erwartungsvoll an.
„Schreib mir eine Postkarte aus dem Schloss, wenn du soweit bist!“
- „Wie Sie Ihre Rolle übertreiben! Vielleicht werd ich echt Prinzessin? Oder stellen Sie sich vor, Königin von Deutschland?!“ Ziemlich unwahrscheinlich, aber man soll ja jedem seine Träume lassen.

„Ok, genug! Im nächsten Test kommt auch das hier vor. Ihr dürft euch also wieder dem Arbeiten widmen!“
- "Hä? Was meinen Sie? Reden Sie mal Deutsch mit uns!"
- „Welche Themen sollen wir lernen?“
„Habe ich schon 3 Mal angesagt. Jetzt fragst du bitte deinen Nachbarn.“
- „Ich hab vergessen, aufzupassen. Yunus, was kommt denn dran?“
- „Keine Ahnung, Erdkunde halt.“ Überredet, ich schreibe alles noch einmal an.
In dem Moment sehe ich, wie Emre mit dem Mathebuch ausholt und kurz davor ist, Lukas damit zu schlagen.
„Emre, lass das! Kriegst du es irgendwann hin, die Aufgabe zu machen und im Unterricht aufzupassen?“
- „Wieso reden Sie so mit mir? Können Sie das nicht netter sagen? Ich wollt nur Mathestunde vorbereiten, wir haben gleich! Immer krieg ich Ärger und nix gemacht!“

„Jetzt reichts! Jeder hält seinen Mund und fragt nur etwas, wenn es wirklich wichtig ist und zum Thema passt!!“ Das mit dem Mund halten tut mir sofort wieder leid. Aber Mensch ist eben Mensch.
Betül meldet sich.
„Betül, passt deine Frage zum Thema?“
- Ähhm, nein... Aber ich verspreche, ist wichtig! Bitte, darf ich fragen? Bitte, Mrs. Johnson!“ Ich bin einfach zu nett. „Von mir aus, frag.“
- „Haben die in Jobcenter gestern auch Schweigeminute gemacht? Und dann noch eine Frage. Kann man Jobcenter verarschen? Hartz IV kriegen und arbeiten?“ Ich brauche gerade die stärkste Kopfschmerztablette, die auf dieser Welt existiert. Bitte.

1 Kommentar:

  1. Wichtige Frage über ein Jobcenter mit politischer Verfärbung. Fühlt man sich im Jobcenter diskriminiert? Und wer: der Sachbearbeiter oder der Hilfeempfänger.

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