„Es führen viele Wege
zum Gipfel eines Berges, doch die Aussicht bleibt die gleiche.“
Aus China
Es
ist unglaublich, wie schnell man nach den Ferien wieder ferienreif wird. Von
den 10. Klassen spreche ich schon gar nicht. Die jammern nur noch. Ob es denn
wirklich sein muss, dass man in dieser Phase des Schuljahres noch Unterricht
macht. Ob man nicht einfach raus gehen und chillen kann. Die jammern selbst
dann, wenn man ihnen einen Film zeigt. Klar, der Film hat immer einen
tiefsinnigeren Hintergrund und muss schon etwas zur Bildung des Intellekts
beitragen, aber es ist immerhin ein Film und kein Buch, das man lesen muss!
Ohne Sinn, einen Film anzuschauen. Dann kann man ja gleich gehen oder zu Hause
bleiben. Als ob es mir Spaß machen würde, für demotivierte Schüler etwas
auszudenken und sie zu bespaßen. Meine Klasse ist so wie immer. Keine
Hausaufgaben, null Bock auf gar nichts, aber ansonsten eigentlich ganz ruhig
und nett. Dejan und Fatih waren heute nicht da. Kann gut sein, dass dieser
positive Eindruck daher kommt.
Auch
die Schulleitung hat ihre üblichen Problemchen. Sie versucht neue Lehrkräfte
für das neue Schuljahr zu bekommen, um den Unterricht irgendwie gewährleisten
zu können. Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder man nimmt ganz neue Lehrer.
Die, die gerade ihr Referendariat absolviert haben. Ist nicht unkompliziert.
Für sie muss die Stelle geschaffen werden, der Bezirk muss also Geld haben und
die Schule genau diese Fächerkombi benötigen. Die Neuen wissen natürlich, was
sie heutzutage wert sind und stellen alle möglichen Ansprüche. Von
Materialienausstattung bis Ausländerquote. Der eine will das nicht auf seinem
neuen Arbeitsplatz haben, die andere jenes nicht. Smartboards, so wenig NDHs
(nicht deutscher Herkunft) wie möglich oder einen bestimmten Stundeplan. So
gehen die Schulleiter zu so genannten "Castings" und schlagen sich
fast um die wenigen Bewerber. Kann also passieren, dass ein Schulleiter mehrere
Stunden bei solch einer spaßigen Veranstaltung hockt und dennoch leer ausgeht.
Die
andere Variante heißt, sich versetzen zu lassen. Und das grenzt ganz stark an
Menschenhandel. Sagen wir mal, Frau L. ist Physiklehrerin und möchte aus der
Schule in einem Bezirk in eine Schule in einem anderen Bezirk wechseln. Da muss
sie aber erst mal rausgelassen werden. Man stellt einen Antrag beim zuständigen
Schulrat und er kann einfach 'nein' sagen, wenn er zu wenige Physiklehrer in
seinem Bezirk hat und auch keine neuen bekommt. So stellt Frau L. noch einen
Antrag und noch einen und noch drei weitere, bis es vielleicht nach einem oder
mehreren Jahren gelingt, die Schule und den Bezirk zu wechseln. Die Schule, die
Frau L. aufnehmen möchte und fest mit ihr rechnet, hat sich also zu früh
gefreut. Am Ende geht es also nur um Zahlen und Statistiken, so wie an vielen
anderen Stellen. Häckchen machen für die Statistik, wie alles dahinter
aussieht, interessiert keinen Menschen. Siebte Stunde vertreten, weil für die
Statistik kein Unterricht ausfallen soll. Dass die Schüler keinen Sinn in
dieser Stunde bei einem fremden Lehrer sehen und ziemlich wenig bis gar keine
Lust zeigen und der Kollege alles versucht, um die Klasse bei Laune zu halten,
ist erstmal sekundär. Sind es nicht tolle Aussichten?
Passend
zu gegenwärtigen Geschehnissen habe ich heute auch die
Berufsorientierung-Stunde gestaltet und dachte, ich frage mal die Schüler zum
Ende des Schuljahres nach ihren Aussichten. Zuerst mussten die Schüler einen
Lebenslauf erstellen, schließlich müssen sie sich bald bewerben. Nach paar
Nachfragen und Verbesserungsvorschlägen meinerseits hat es dann auch funktioniert.
-
"Mrs. Johnson, was das 'ledig'?"
"Ledig
heißt nicht verheiratet."
-
"Und wenn ich verheiratet bin?"
"Dann
schreibst du verheiratet!"
-
"Ah so... Und hier steht 'Region'. Was das? Soll ich da 'Islam' schreiben?"
Es
folgten ein paar Überlegungen zur eigenen Zukunft. Hier eine Sammlung von Antworten
zum Thema 'Meine Ziele':
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"Reich sein und ohne Schulden leben, nicht so wie Michael Jackson."
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"Viel trainieren."
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"Eine sehr schöne Frau besitzen und drei schöne Kinder. Alhamdulillah."
(Das war Abdul. Er wiederholt dieses Ziel jede zweite Woche.)
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"Mein Glaube über alles." (Hä? Ziel, wo hast du dich versteckt?)
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"Einmal Heidepark sein."
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"Keine unentschuldigte Tage auf Zeugnis. Aber wenn da 2 Tage
unentschuldigt stehen, ist nicht so schlimm, oder?"
-
"Rechtsanwalt werden."
Mehr
möchte ich dazu nicht sagen.
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